Nach der heute noch sichtbaren Inschrifttafel (siehe Abbildung unten) und der Jahreszahl 1577 über dem Kellereingang wurde das Gebäude 1577 von dem Müller Hans Scherig und seiner "ehelich Hausfrau Ket" (Ket ist die Kurzform von Katharina) als Wohnhaus erbaut. Der große und prächtige Bau lässt darauf schließen, dass der Müller ein wohlhabender und bedeutender Mann war. Der Standort der zugehörigen Mühle ist nicht zweifelsfrei geklärt, da die Tugersmühle als nächste bekannte Mühle relativ weit entfernt liegt (ca. 90 m Luftlinie). Auch über die weiteren Besitzer und die weitere Nutzung ist nichts bekannt.
Im 19. Jahrhundert wohnten von 1850 bis 1888 die Familien von Johann Schmitt VI. und seinem Sohn Johann Schmitt VII. in dem Haus. Sie waren Wasenmeister (Abdecker), die das gefallene und verendete Vieh zum „Schinderswasen“ außerhalb der Stadt transportierten. Im Volksmund erhielt das Haus daher den Namen „Schindersburg“.
Um 1896 erfolgte der Übergang des Gebäudes in das Eigentum der Stadt Heppenheim. Ab etwa 1897 wurde es als „Armenhaus“ von der Stadt zur Unterbringung mittelloser Familien genutzt. Die Erhaltungsarbeiten beschränkten sich auf das Allernötigste. So wurden 1924 „Tüncherarbeiten und Schreinerarbeiten bei Herstellung von Räumen im städtischen Hause (Schindersburg)“ durch das Stadtbauamt vergeben. Aus dieser Zeitungsbekanntmachung sieht man, wie sich der Name „Schindersburg“ etabliert hatte.
1960 teilten sich 50 Personen den Wohnraum auf drei Geschossen. 1979 kam das heruntergekommene Gebäude in privaten Besitz und wurde bis 1984 vollständig saniert und renoviert. Die Eintragung in das Denkmalbuch wurde 1985 nachgeholt.
Seit der Renovierung in den 1980er Jahren ist das Haus ein Schmuckstück der Heppenheimer Altstadt und des Mühlenrundwegs.